· 

Höh(l)enabenteuer in Slowenien - Teil 1

2020 ist wohl nicht nur für uns das Jahr des Campervans. Nachdem wir im Mai bereits mit mobiler Unterkunft unterwegs waren, ging es im September auf gleiche Weise ins wunderschöne Slowenien. Massig Höhenmeter - teils auf abenteuerlichen Klettersteigen - im Triglav-Nationalpark, jede Menge Kilometer im malerischen Soča-Tal und rund um Bled, ein Kurzbesuch am Meer, sowie fantastische Höhlenerkundungen und mystische Schluchten machten diese Tour zu einem irren Erlebnis.

Schon im Mai mussten wir improvisieren und auch im September würfelte COVID-19 unsere Reiseplanung gehörig durcheinander. Doch wir hatten bereits im April in weiser Voraussicht nicht nur für Mai, sondern auch für September den Kompanja von Cologne Camper gebucht. Lustigerweise bekamen wir exakt denselben Wagen erneut. Sowohl in dem Bus, als auch bei der Firma fühlten wir uns richtig gut aufgehoben. Da wir uns nicht wiederholen wollen, verweisen für weitere Infos diesbezüglich auf die Einleitung unseres „Sächsische Schweiz“-Berichts. Hier sei lediglich verraten: Absolute Empfehlung!

 

Als wir zwei Wochen vor Abfahrt die Planung für einen spannenden Trip durch den südwestlichen Teil Norwegens gerade abgeschlossen hatten, wurden die dortigen Grenzen für deutsche Reisende virusbedingt dicht gemacht. Aber spontan können wir ja nicht erst seit Corona. Bei den Kriterien „Berge“, „weitgehend virusfrei“ und „gut mit dem Camper zu erreichen“ stießen wir schnell auf das kleine, sympathische Land zwischen Italien, Österreich, Ungarn und Kroatien, genauer auf die Julischen Alpen und den Triglav-Nationalpark im Nordwesten. Gesagt, geplant. Danke auch an dieser Stelle an die Tippgeber Jossi und Andi für die hervorragenden Vorschläge.

Auf zum nächsten Roadtrip

Samstag morgens also den Bus abgeholt und beladen. Im Vergleich zu Mai hatten wir ordentlich aufgerüstet: Statt unhandlicher Reisetasche zwei exakt passende Plastikkisten, statt Wasserflaschen zwei 20-Liter-Kanister mit Hahn und einen praktischen kleinen Mülleimer, statt einer umherfliegenden Tüte. Außerdem hatten wir bereits Vignetten für Österreich und Slowenien vorab beim ADAC geholt, so dass wir nicht unterwegs nochmal deshalb rumeiern mussten. Flott war alles verstaut und wir tuckerten auf einer erstaunlich leeren Autobahn gen Süden, legten noch einen spontanen Kaffeestopp bei Freunden im fränkischen Hilpoltstein ein und waren voller Vorfreude: Die Wetteraussichten waren herrlich - ganz im Gegensatz zu Norwegen. Ihr wisst schon: Glückskinder-Bonus.

Aus der durchaus empfehlenswerten App von Park4Night hatten wir den Tipp, wenige Minuten vor der deutsch-österreichischen Grenze beim Schlosswirt Staufeneck einzukehren. Als wir gegen acht Uhr abends ankamen, war es noch warm genug, um im gemütlichen Biergarten Platz zunehmen. Die herzliche Bedienung, das leckere Essen und Bier, sowie die gemütliche Atmosphäre waren der perfekte Einstieg für unseren Urlaub. Der Deal, nach dem Essen kostenlos die Nacht auf dem Stellplatz nebenan verbringen zu dürfen, war für uns ein absoluter No-Brainer. Die Erfahrung war so gut, dass wir insgeheim schon planten, auch auf der Rückfahrt hier zu übernachten. In freudiger Erwartung auf den folgenden Tag verbrachten wir unsere erneute erste Nacht im Camper.

Einreise fast ohne Hindernisse


In aller Herrgottsfrühe machten wir uns am Sonntagmorgen auf, um nach der Durchfahrt durch Österreich direkt auf die erste Tour starten zu können. Gut zweieinhalb Stunden brauchten wir bis zur Grenze nach Slowenien. Die österreichischen Autobahnen waren angenehm frei. Keine Spur vom Chaos am Karawankentunnel, wovon noch vor kurzem in den Nachrichten berichtet wurde. Das Wetter schwankte von Tal zu Tal, mal neblig, mal strahlender Sonnenschein. Was würde uns wohl hinter der Alpenrepublik erwarten? Nun… An der Grenze erst mal ein kleiner Stau. Die beschilderte Aufforderung zum Bereithalten der Papiere erinnerte stark an die Prä-EU-Ära. Echt ungewohnt und definitiv ein wenig verunsichernd. Doch nach einem strengen Blick des Grenzbeamten auf unser deutsches Kennzeichen winkte uns der etwas grummelig dreinblickende Geselle direkt weiter.

Wir verließen die slowenische Autobahn gleich an der ersten Ausfahrt und setzten unseren Weg fort bis Mojstrana, einem kleinen Ort in der Nähe von Kranjska Gora am Eingang des Vrata-Tals. Der dortige Wanderparkplatz war leider bereits hoffnungslos überfüllt, doch an der lokalen Schule gab es zum Glück noch freie Stellplätze, auf denen sonntags offiziell geparkt werden durfte - danke an dieser Stelle an Google Translate. Zwar war uns bereits vor Anreise bewusst, dass wir direkt mit einem Klettersteig starten würden, der Anblick von Mojstranas Hausberg Grančišča flößte uns dann doch Respekt ein. Winzig klein wirkten die bunten


menschlichen Ameisen, die sich die 180 Meter hohe, steile Wand hinauf arbeiteten. Unser Testlauf am Kletterturm Brühl mit seinen gerade mal 50 Metern wirkte plötzlich wie Kindergeburtstag auf uns. Egal, jetzt waren wir schon mal hier. Wir packten unsere Klettersteigsets und Helme und machten uns auf den Weg zum Einstieg.

Feuertaufe in blau

Der vorbildlich gesicherte Klettersteig bietet zwei unterschiedliche Schwierigkeitsgrade: die blaue Route ist mit B, die rote mit C/D ausgewiesen. Teilweise verlaufen beide gleich, sind aber an den Verzweigungen deutlich mit blauen und roten Kunststoffringeln gekennzeichnet. Theoretisch bietet sich dadurch die Möglichkeit, an einigen Stellen die einfachere Route als Notausstieg für die schwierigere zu verwenden. Als Neulinge wählten wir aber bewusst den einfacheren Schwierigkeitsgrad. Die Höhe würde uns genug beschäftigen. Nach kurzem Zustieg ging es auch schon los und wir testeten konzentriert und mit wachsender Begeisterung unsere Karabiner und schraubten uns schnell immer höher hinauf. Zwar wirkte das Gestein relativ bröselig, war aber gut zu Greifen und zum Klettern bestens geeignet. Schwierige Stellen waren zudem mit zahlreichen Metalltritten entschärft. Selbst kritische Schlüsselstellen mit pulssteigernden Tiefblicken meisterten wir problemlos.

Noch im Frühjahr wäre das undenkbar gewesen. Erinnert ihr euch noch an Bernds Showdown mit der Brechstange? Die Kletterturm-Selbsttherapie zeigte Wirkung. Zur Belohnung gab es wundervolle Ausblicke auf das kleine Örtchen sowie die umliegende Bergwelt der Karawanken und Julischen Alpen bei herrlichem Wetter und fantastischen Kletterspaß. Der knapp einstündige Aufstieg verging wie im Flug. Die schönsten Momente haben wir euch in einem kleinen Video zusammengeschnitten.

Am Ausstieg angekommen verstauten wir die Kletterausrüstung und genehmigten uns eine kleine Pause, bevor wir uns auf die eigentliche Wanderung zu unserem Tagesziel machten, dem Peričnik Wasserfall. Eingestellt waren wir auf einen gemütlich am Hang entlang laufenden Wanderweg. Ein kapitaler Irrtum. Was stattdessen folgte, waren weitere gut 600 Höhenmeter auf einem nahezu geradlinig aufsteigenden Waldweg. Das nächste Mal checken wir das Höhenprofil der Tour vorab doch wieder etwas genauer… Doch die ersten Ausblicke ins Tal hinab versöhnten uns schnell und versüßten uns den endlich flacher werdenden Weg bis zu einer märchenhaften Lichtung, die wir für eine Rast nutzten.

Farbenfrohe Wasserfälle und „schafe" [sic] Kurven

Auf dem weiteren Weg passierten wir eine kleine Alm bevor es über schmale Serpentinen wieder hinab ins Tal ging. In der Ferne konnten wir den Triglav (gesprochen „Triglau“), Sloweniens höchsten Berg ausmachen, der das sportliche Highlight unserer Reise werden sollte. Auf etwa 1000 Metern Höhe überquerten wir den Fluss Peričnik mittels einer kleinen Brücke aus Baumstämmen. Das Wasser war so kalt, dass sich selbst die Luft anfühlte, als stünden wir vor einer weit geöffneten Tiefkühltruhe. Bis zum Wasserfall konnte es nicht mehr weit sein. Wir folgten einem teils abenteuerlichen Trampelpfad parallel des Flusslaufs bis auf den vom Tal kommenden Besucherweg zum oberen Wasserfall.

Über die gesamte Breite der bereits weit unterspülten Felswand ergossen sich winzige Rinnsale, die sich wie ein Regenvorhang aufspannten. Schnell huschten wir hindurch und bahnten uns einen Weg hinter dem malerischen Wasserfall entlang. Wir genossen ein wahrlich traumhaftes Farbenspiel aus tiefgrünem Moos und türkisblauem Eiswasser, bevor wir auf den Weg zurückkehrten und zum unteren Wasserfall abstiegen. Dieser war mit seinen 52 Metern gut dreimal so hoch. Hier hatte die Kraft des Wassers eine Unterhöhlung von ähnlich imposanter Größe geschaffen, wie in der Gautschgrotte in der Sächsischen Schweiz. Kein Wunder, dass die beiden Wasserfälle zu den bekanntesten Sloweniens zählten. Dennoch war zum Glück nicht allzu viel los, was wir sicherlich auch der fortgeschritten Uhrzeit zu verdanken hatten. Also machten auch wir uns auf den Rückweg, jedoch nicht ohne noch ein kühles Getränk an der urigen Hütte Koča pri Peričniku am Fuß des Wasserfalls zu uns zu nehmen. Was sollen wir sagen? Das süffige Laško Zlatorog temno avancierte aus dem Stand zu unserem favorisierten Bier für die Reise.

Entlang des Flusses Triglavska Bistrica ging es anschließend einen gemütlichen Weg entlang zurück zum Camper, wo wir fast zwei Stunden später ankamen, als erwartet. Die Touren hatten wir offensichtlich etwas zu ambitioniert geplant. Doch darüber konnten wir uns immer noch Gedanken machen. Nun hieß es erst mal, sich durch 50 Haarnadelkurven über den Vršičpass zu kämpfen, was eine Gruppe Schafe mitten auf der Straße nicht sonderlich interessierte - wir waren leider zu verdattert, um ein Foto zu schießen. Doch mit etwas Geduld - hupen war tabu - meisterten wir auch diese Herausforderung, durchquerten anschließend das mittlerweile dunkle Soča-Tal und erreichten nach langer, anstrengender Fahrt endlich über eine schmale und abenteuerliche Bergstraße den Wanderparkplatz nahe der Planina Kuhinja am Fuße des Krn - dem Ziel unserer ersten Gipfelbesteigung für den Folgetag. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass wir den Sternenhimmel nur noch kurz würdigten und nach einem schnellen Abendessen müde in unsere Kojen krochen.

Tretminen und Stacheldraht


Da wir am heutigen Tag knapp 1300 Höhenmeter vor uns hatten, galt es früh aufzustehen. Die Kuhglocken am Morgen halfen dabei, davon abgesehen war die Nacht aber herrlich ruhig. Zum Frühstück begrüßte uns ein wolkenloses Bergpanorama hinter unserem Bus. Wundervoll! Wir waren bei weitem nicht die ersten. Der Parkplatz füllte sich rasch mit größtenteils slowenischen Fahrzeugen und es wurde etwas lauter, wenn wir auch nicht verstanden, was um diese Uhrzeit so intensiv diskutiert wurde. Kurz nach halb acht machten wir uns ebenfalls auf die Socken - bei blauem Himmel und bestem Wanderwetter.

Nach kurzer Strecke entlang eines Feldwegs bogen wir ab auf eine saftig-grüne Almwiese, von der wir ins wolkenverhangene Tal blicken konnten. Neben einem alten, an einen Fels gelehntem Mofa kam plötzlich eine Kuh um die Ecke, die zu unserer Verblüffung überraschend behände durch den etwas losen Stacheldrahtzaun hindurch zurück auf ihre Weide schlüpfte. Wir folgten durch das Gatter und dahinter einem bergauf führenden Trampelpfad, trafen bald auf weitere Wiederkäuer und auf zahlreiche ihrer Hinterlassenschaften, so dass unser Blick immer wieder vom malerischen Bergpanorama zu den Tretminen am Boden wechseln musste.

Nachdem wir einige vermeintlich leerstehende Berghütten (vielleicht auch Kuhställe?) passiert hatten, wurde der Weg steiler und schlängelte sich in nicht enden wollenden Serpentinen den grünen Hang hinauf. Eine schweißtreibende Angelegenheit in der mittlerweile erstaunlich warmen Sonne. Bei einer kurzen Pause stellten wir fest, dass der in der Ferne winzig wirkende Wanderparkplatz mittlerweile nahezu voll besetzt war. Dennoch trafen wir - auch im späteren Verlauf - auf verhältnismäßig wenige Bergfreunde. Dafür folgte auf dem weiteren Anstieg eine erneute Tierbegegnung: Zwei Hirten trieben eine Herde Schafe in erstaunlichem Tempo den steilen Weg hinab. Je höher wir kamen, desto mehr Wolken sammelten sich auf der Südseite und versperrten mehr und mehr den Blick zurück. Dafür bot sich Richtung Nordwesten eine Weitsicht bis hinüber zum Kanin und somit der italienischen Grenze. Wahnsinn!

Sprachlos auf 2244 Metern Höhe

Nach knapp viereinhalb Stunden erreichten wir erstaunlich erschöpft die Hütte Gomiščkovo zavetišče na Krnu auf 2182 Metern und gönnten uns erst mal ein kühles Radler und eine Stärkung in Form einer Graupen- und einer Sauerkrautsuppe, beide offenbar typisch für die Region. Mangels Aussicht ins Tal - die Wolke war wirklich hartnäckig - und weil wir noch ordentlich Strecke vor uns hatten, zogen wir bald weiter. Auf dem restlichen Anstieg begaben wir uns zunächst kurz auf Höhlenerkundung, bevor es uns auf dem 2244 Meter hohen Gipfel die Sprache verschlug. Was für eine Aussicht in alle Richtungen, was ein Panorama. Wir konnten uns kaum sattsehen. Unbeschreiblich und atemberaubend.

Über den Kamm wanderten wir schließlich weiter nach Osten, wo wir in der Ferne bald einige Steinstufen am gegenüberliegenden Hang erkennen konnten. Diese führten anscheinend zu einer Art Bunker. Nachdem wir noch ein paar Schafen begegneten, stiegen wir zum Sattel zwischen Krn und Batognica hinab, wo wir auf weitere Zeugnisse des ersten Weltkriegs (genauer den Isonzoschlachten) stießen. Sogar das Chassis eines Artillerie-Geschützes befand sich dort oben, mitten in den Bergen. Verrückt und traurig, wozu Menschen fähig sind. Da der Südhang weiterhin von dichten Wolken beherrscht wurde, der Weg entlang der Nordwand des Batognica aber vielversprechend auf uns wirkte, entschieden wir uns kurzerhand gegen die Stufen und folgten dem schattigen Pfad.

Demut im Felsenmeer

Sowohl die steile Felswand zur Rechten, sowie das riesige Felsenmeer zur Linken, an dessen Ende im Tal der Krn-See lag, ließen uns demütig werden, vermittelten sie doch eindringlich die Winzigkeit der eigenen Existenz. Nachdem wir den Berg umrundet hatten, überquerten wir erneuten einen Sattel, um uns Richtung Süden an den Abstieg zu machen.

Während wir oben noch über eine saftige Wiese spazierten, befanden wir uns wenige Höhenmeter später in einer weißgrauen Steinwüste mit teils riesigen Felsblöcken. Wir passierten einen verträumten kleinen Bergsee (den Jezero v Lužnici), in dem sich die Überreste der sich gelichteten Wolken spiegelten. Nach einem weiteren kleinen Anstieg erblickten wir inmitten der Mischung aus grau und grün einen rötlich schimmernden Berg am gegenüberliegenden Kamm. Unerwartet und in diesem Moment irgendwie kurios.

Mit Blick ins Tal und unseren restlichen Weg gönnten wir uns noch eine kurze Verschnaufpause vor dem finalen Abstieg. Der anschließende Weg hinab zur Planina Leskovca wurde erdiger und flacher, so dass wir die etwa 500 Höhenmeter zur Alm flott bewältigen konnten. Von dort aus erwarteten unsere strapazierten Füße noch zwei ermüdende Kilometer auf Asphalt, bevor wir zum Sonnenuntergang zurück am Camper waren. Glücklich über einen erneut phänomenalen Tag entschieden wir uns, noch eine Nacht auf dem jetzt wieder ziemlich leeren Parkplatz in den Bergen zu verbringen.

Der frühe Vogel flieht vor der Schulklasse


Am nächsten Morgen kämpften wir uns die enge Straße durch kleine Siedlungen hinab ins neblige Tal und fuhren Richtung des Örtchens Tolmin, wo wir die gleichnamige Klamm besuchen wollten. Wir parkten auf dem kostenlosen Parkplatz P2, von dem während der Öffnungszeiten ein Shuttlebus verkehrte. Wir nutzten stattdessen die verbleibende Zeit vor Einlassbeginn für einen gemütlichen Morgenspaziergang durch den Stadtteil Zatolmin und legten die zwei Kilometer bis zum Kassenhäuschen der Schlucht zu Fuß zurück. Am Eingang angekommen waren wir gerade mal die zweiten Gäste an diesem Morgen und konnten den sonst offenbar sehr überlaufenen Touristen-Hotspot in Ruhe genießen.

Über gut gesicherte Wege, Treppen und Brücken ging es durch die malerische Schlucht. Das türkisfarbene Wasser rauschte über die Felsen und wir genossen das Lichtspiel der langsam über den Hang kriechenden Sonne. Zunächst ging es bis zum Eingang einer kleinen Höhle, die leider seit einem Einsturz nicht mehr betreten werden kann. Davor sahen wir das leichte Blubbern einer Thermalquelle, die den Fluss zusätzlich speiste. Anschließend liefen wir zurück und nahmen die Abzweigung etwa in der Mitte des erschlossenen Gebiets, um zum sogenannten Bärenkopf aufzusteigen, einem mit Moos bewachsenen Felsbrocken, eingekeilt zwischen den steilen Felswänden, die in der Schlucht bis zu 60 Meter hoch waren. Da Norwegen nicht klappte, hatten wir hier wenigstens den "kleinen Kjerag Bolten" vor Augen.

Wir folgten den Treppen hinauf bis zum rückseitigen Ausgang und folgten dort der Straße zunächst über eine Brücke und dann durch einen kleinen Tunnel wieder hinab zum Startpunkt. Dort gönnten wir uns einen Kaffee bis die Ruhe jäh von einer Schulklasse unterbrochen wurde. Wie war das mit dem frühen Vogel doch gleich? Wir dachten nur noch „Nichts wie weg!“ und folgten einem gemütlichen Wanderweg zurück zum Camper, der jetzt, da sich der Nebel vollends verzogen hatte, in strahlendem Sonnenschein vor prächtigem Bergpanorama auf uns wartete. Was sollen wir sagen: Die Klamm ist nett anzusehen, der Eintrittspreis von sechs Euro (im Sommer teurer) geht aus unserer Sicht gerade noch in Ordnung, aber so richtig begeistern konnten wir uns nicht für diese Sehenswürdigkeit. Zu künstlich, zu touristisch, zu wenig Abenteuer - YMMV.

Ein Wasserfall ohne Wasser?

Nach einem Zwischenstopp im lokalen Supermarkt, um die ersten Vorräte aufzustocken, fuhren wir in die entgegengesetzte Richtung zum Vortag. Unser Ziel: Der Boka-Wasserfall, mit 106 Metern der höchste Sloweniens. Unterwegs zeigte sich uns der Krn von beiden Seiten unter nahezu wolkenlosem Himmel und wir hielten


mehrfach kurz an, um Fotos schießen zu können. Kurz vor unserem Zielparkplatz überquerten wir schließlich eine imposante Brücke über das nicht weniger eindrucksvolle, jedoch gänzlich ausgetrocknete Flussbett der Boka. Würde der Wasserfall überhaupt zu sehen sein? Nach einem schnellen Mittagessen machten wir uns auf der Ostseite der Brücke auf den unscheinbaren Pfad nach oben. Unser Plan war, zunächst zum Ursprung des Wasserfalls hochzuklettern, anschließend auf der touristisch stärker erschlossenen Westseite das Schauspiel von unten zu betrachten und von dort noch eine kleine Rundwanderung anzuhängen. So viel vorab: Der Plan ging zeitlich absolut nicht auf

 

Nach wenigen hundert Metern führte der Trampelpfad steil bergauf und wir mussten bald das erste Mal die Hände zum Klettern hinzunehmen. Zwischendurch verloren wir immer wieder mal kurz den Weg aus den Augen - offenbar wurde dieser nicht mehr sonderlich oft begangen. In einem kurzen, sehr steilen Waldstück kamen uns dann aber doch zwei junge Frauen entgegen. Irgendwie beruhigend. Bald waren wir wieder am Klettern und es boten sich uns wunderbare Blicke ins Tal. Nach einigen weiteren, teils mit Stahlseil gesicherten Kletterpassagen kamen wir an eine lediglich mit einem lose gespannten Kletterseil gesicherte Traverse, die uns beinahe umkehren lies, so tief ging es nach unten. Wir kämpften uns dennoch weiter, mussten sogar wieder einige Höhenmeter absteigen und erreichten nach rund zwei Stunden schweißgebadet endlich unser Ziel, das Becken oberhalb des Wasserfalls, auf der Hangseite begrenzt durch eine Ehrfurcht gebietende Steilwand. Der phänomenale Ausblick auf diesen natürlichen Infinity Pool und die Bergwelt im Hintergrund ließ uns sämtliche Ängste und Anstrengungen vergessen.

Rückweg mit Umwegen

Aufgrund der fortgeschrittenen Zeit - es war bereits 15:00 Uhr - gönnten wir uns nur eine kurze Pause und machten uns zeitnah auf den Rückweg. Ein Stück hinter der Traverse, die uns beim zweiten Mal schon deutlich leichter fiel, verpassten wir die Gabelung nach oben, da wir konzentriert auf unsere Tritte achteten. Der Trampelpfad verlor sich an einem unüberwindbaren Aufstieg und nach einem kurzen Panikmoment machten wir kehrt und fanden den richtigen Rückweg. Der anstrengende Abstieg dauerte kaum kürzer, als der Weg nach oben, so dass wir erst gegen 17:00 Uhr wieder am Camper waren, fix unsere Rucksäcke verstauten, um zumindest noch einen schnellen Abstecher zum unteren Aussichtspunkt auf den Wasserfall zu machen. Also schnell über die Brücke und durch ein uriges Waldstück ein Stück nach oben, und schon konnten wir einen Blick auf den zwecks Wasserarmut wenig imposanten „Slap Boka“, wie er auf slowenisch heißt, werfen. Immerhin erfuhren wir von einer Informationstafel, dass das Überlaufbecken aus einer großen unterirdischen Höhle gespeist wurde. Schon verrückt, dass wir vor wenigen Stunden noch da oben gestanden hatten.

Für den Rest der geplanten Wanderung war es dagegen längst zu spät, doch hatten wir ohnehin für den heutigen Tag genug erlebt. Wir schlenderten also zurück zum Bus, durchfuhren das Soča-Tal bis nach Trenta, wo wir auf dem idyllischen

Campingplatz Kamp Triglav eincheckten. Wir wurden sehr freundlich empfangen und hatten, da wenig los war, nahezu freie Platzwahl. Wir ergatterten ein ruhiges Plätzchen im hinteren, etwas abseits der Hauptstraße liegenden Bereich mit herrlichem Blick auf die Berge. Nach einer entspannenden Dusche im top gepflegten Sanitärbereich, sowie einer zünftigen Brotzeit mit Tolmin-Käse und (selbst importierten) bayerischen Bier fielen wir müde ins Bett.


Hin und zurück durchs malerische Soča-Tal


Die Nacht auf dem idyllisch gelegenen Campingplatz war angenehm ruhig und erholsam. Perfekt für unsere geplante 25-Kilometer-Tour durchs uns als wunderschön angepriesene Tal der Soča. Wir waren jedenfalls gespannt, was uns heute erwarten würde. Das Tal lag noch im Schatten, während die Morgensonne schon das Bergpanorama vor uns erhellte. Wir starteten zeitig nach einem kurzen Kaffee aus dem Automaten und wollten lieber etwas weiter den Fluss runter eine Frühstückspause in der Morgensonne einlegen. Nach den vielen Höhenmetern der letzten Tage freuten wir uns auf einen gemütlichen Spaziergang entlang des ältesten Wanderwegs des Triglav-Nationalparks.

Die Beschaffenheit des Untergrunds wechselte munter zwischen Feldweg, Wiese und Trampelpfad über Stock und Stein, während wir parallel dem türkisfarbenen bis smaragdgrünen, jedoch relativ wasserarmen Fluss folgten. Moosüberwucherte Bäume säumten den Wegesrand und ein mystischer Nebel lag über dem rauschenden Nass. Nach einer Stunde machten wir eine kleine Frühstückspause am Ufer - die Sonne hatte es leider immer noch nicht über die Berge geschafft. Der Weg führte weiter, teils direkt am Fluss, teils oberhalb einer Abbruchkante oder etwas entfernt durch den Wald. Wir passierten kleinere Gehöfte, ein paar andere Campingplätze und querten mal die Soča selbst, mal kleinere, seitliche Zuflüsse über urige, oft wackelige Hängebrücken. Immer wieder trafen wir auf Angler, die auf Marmorataforelle fischten, im Wasser stehen.

Nach den Erfahrungen der letzten Tage war klar, dass wir unsere geplante Triglav-Besteigung definitiv nicht als Tagestour schaffen würden. Wir nutzten daher die Zeit auf dem gemütlichen Wanderweg für eine telefonische Buchung der Kredarica-Hütte nahe des Gipfels. Zu unserem Erschrecken war diese trotz Nebensaison zu unserem Wunschtermin von Freitag auf Samstag schon ausgebucht. Dank Corona durften die Zimmer nämlich nur mit Personen einer zusammengehörigen Gruppe belegt werden, was die Kapazitäten natürlich schmälerte. Auf die Info hin, dass am Sonntag noch Platz war, sagten wir spontan zu. Dank Camper waren wir ja glücklicherweise enorm flexibel und würden die restlichen Tage einfach umplanen. Nachdem die Übernachtung oben am Gipfel gesichert war, buchten wir für den Vorabend ein Zimmer in der Aljažev Hütte am Fuß der Nordwand - diesmal online, was uns beinahe noch zum Verhängnis wurde, doch dazu später mehr…

Toilette mit Kamin und eiskalte Füße

Nach rund zehn Kilometern begann der imposanteste Teil des Flusslaufs, eine schmale, tiefe Trogschlucht, wo das hindurch schießende, eisbonbonfarbene Wasser sich bis zu 15 Meter tief in den Kalkstein gefräst hatte. Kleinere Regenwasser-Zuläufe bildeten Mini-Wasserfälle, die im Sonnenlicht glitzerten. Dank des an der Straße durchs Tal gelegenen Parkplatzes war hier merklich mehr Betrieb.  Am Ausgang der Schlucht wurde zwar der Fluss wieder ruhiger, dafür herrschte an einer Badestelle reges Treiben. Da es bereits früher Nachmittag war und wir ohnehin keine Badesachen parat hatten, setzen wir unsere Tour fort und genossen knapp zwei Kilometer weiter eine leckere, fangfrische Forelle bei der Pension Kamp Klin. Von dort machten wir uns später gut erholt in entgegengesetzter Richtung mit entsprechend anderer Kulisse auf den Rückweg.

In der herrlichen Nachmittags- und Abendsonne erschien uns das Tal fast noch schöner, als am Morgen. Trotzdem versuchten wir, nicht allzu sehr zu trödeln, da wir nicht in die Dunkelheit geraten wollten. Beim Campingplatz Jelinc stießen wir auf eine auf den ersten Blick lustige Biotoilette, wie wir sie schon auf dem Wanderparkplatz des Krn vorgefunden hatten. Von außen dachten wir zunächst, es handle sich um eine Sauna… Der Rückweg zog sich unerwartet in die Länge. Wir wollten aber unbedingt den Füßen noch eine Erfrischung gönnen und erlaubten uns daher noch eine kleine Pause. Was sollen wir sagen? Zum Glück hatten wir keine Badesachen eingepackt. Das Wasser war derart kalt, dass es sich anfühlte, als ob unsere Beine bis zu den Waden in einen Schraubstock gespannt wurden - Wassertreten nach Kneipp extrem. Brrr! Zumindest hatten wir danach für die restlichen eineinhalb Stunden richtig warme Füße. Pünktlich zum Anbruch der Dunkelheit erreichten wir unseren Campingplatz. Da am Folgetag erneut eine Gipfelbesteigung auf dem Plan stand, hieß es nur noch Duschen, eine Kleinigkeit essen und ab ins Bett.

Versteinertes Mädchen unterm Fenster


Für Tag fünf hatten wir uns mit dem Prisank (auch „Prisojnik“) den zweiten Gipfel unserer Reise vorgenommen. Mit 2547 Metern Höhe war dieser zwar höher als der Krn, da wir jedoch vom Parkplatz am Scheitelpunkt des Vršičpass auf rund 1600 Meter starteten, mussten wir insgesamt weniger Höhenmeter erklimmen. Doch die sollten es dafür in sich haben… In weiser Voraussicht hatten wir Klettersteigset und Helm eingepackt und starteten, nachdem wir beim herbeikommenden Parkplatzwächter die moderaten fünf Euro Tagesgebühr bezahlt und anschließend noch einen flüchtigen Blick Richtung Soča-Tal geworfen hatten, auf unsere Tour. Der Himmel war leicht bewölkt und auf dem Pass war es ganz schön zugig. Wir folgten den Serpentinen eines Forstwegs bergauf und umrundeten zunächst den Vršič über einen kleinen Trampelpfad, von dem aus wir einen ersten Blick auf das „Heidnische Mädchen“ werfen konnten - eine Felsformation die wie ein kubistisches Gemälde eines Frauengesichts wirkte. Wie wir wenig später von einer Infotafel erfuhren, handelte es sich der Sage nach um eine versteinerte Schicksalsgöttin, welche die Geburt eines mächtigen Jägers vorhersagte und dafür verflucht und zu diesem traurigen Schicksal verurteilt wurde.

Vom Gipfel des Vršič genossen wir alsbald eine herrliche Rundumsicht und einen Ehrfurcht gebietenden Blick auf die Nordwand des mächtigen Prisank. Unweit der besagten Infotafel, auf der im Übrigen eindringlich vor zwei gesperrten Wegen gewarnt wurde, trafen wir auf ein weiteres Schild inklusive einer Karte. Auf diesem wurde ebenfalls gewarnt, dass der Weg durch das große Fenster kein durchgängig gesicherter Klettersteig sei. Uns egal, da wir ohnehin über die Südseite aufsteigen wollten. Wir folgten also dem Weg über die Anhöhe Sovna Glava und anschließend weiter Richtung Süden über ein beeindruckendes Geröllfeld, von dem aus wir immer wieder die Aussicht ins Tal genossen. Dahinter folgte ein kurzer, knackiger Anstieg, bis wir auf knapp 1900 Meter an eine Kreuzung kamen, an der wir links Richtung Prednje Okno („Großes Fenster“) abbogen. Ob der Weg nun Gladki Rob oder Grebenska Pot heißt, können wir euch auch nicht genau sagen. Wir haben jedenfalls beide Bezeichnungen gefunden.

Was wir dagegen sagen können, ist dass der Baumbewuchs schnell einer Wiese mit Edelweiß wich und wir hier und da schon mal die Hände zu Hilfe nehmen mussten. Bis zum „Großen Fenster“ blieb es aber ein Laufweg, auch wenn er Trittsicherheit und eine schon eine ordentliche Portion Schwindelfreiheit erforderte. Je höher wir kamen, desto steiniger wurde das Umfeld. Das Wechselspiel von Wolken und Sonne sorgte für eine atemberaubend beleuchtete Kulisse im Tal. Auf 2300 Metern Höhe blickten wir plötzlich durch das gigantische, etwa 50 Meter hohe Felsenfenster hinab auf die nördliche Seite des Bergmassivs. Wir trafen dort einen einzelnen Wanderer, der durch das Fenster aufgestiegen war und tauschten kurz Erfahrungen aus. Er hatte unter anderem zwei Tage zuvor den Triglav über den Bamberg-Weg erklommen, was exakt die Route war, die uns auch vorschwebte und lobte uns als er unsere Helme sah. Er sei da nach eigener Aussage immer etwas nachlässig. Nach seinem „Bis später auf dem Gipfel“ gönnten wir uns erst mal eine kleine Stärkung unter den neugierigen Augen einer Krähe.

Point Of No Return

Ehrlich gesagt: So richtig sicher waren wir nicht, ob wir dem, was da nun kommen mochte, auch gewachsen sein würden. Nur eines stand fest: Sobald einer von uns sich nicht weiter trauen würde, würden wir definitiv umkehren. Also setzen wir mutig unsere Helme auf und legten die Klettersteigsets an, auch wenn es zunächst ungesichert und unangenehm nah der Fensteröffnung hochzuklettern galt. Es folgten mehrere seilversicherte und teils mit Stahlstiften entschärfte Kletterstellen, die uns nach unserer Übung in Mojstrana gar nicht sonderlich schwer erschienen. Ob man hierfür nun ein Klettersteigset benötigt, sei dahingestellt, wir fühlten uns damit jedenfalls ein entscheidendes Quäntchen sicherer. Lediglich eine besonders ausgesetzte Stelle in luftiger Höhe, sowie spätere ungesicherte, schmale Gratpassagen, machten uns dagegen psychisch ganz schön zu schaffen. Die teilweise über den Kamm ziehenden Wolken trugen auch nicht gerade zu unserer Beruhigung bei. Als Belohnung gab es dafür immer wieder unglaubliche Talblicke. Winzig klein waren mittlerweile die Hütten am Vršičpass. Anmerkung der Redaktion: Unsere Fotos entstanden ausschließlich an Stellen, an denen wir uns zumindest einigermaßen sicher fühlten. Die wirklich haarigen Passagen müssen wir dagegen undokumentiert lassen.

Längst hatten wir den Point of no Return überschritten, da kam uns erneut der einsame Wanderer entgegen. Schock! War ein Weiterkommen etwa unmöglich? Nein, alles prima! Er war bereits auf dem Gipfel gewesen und es gäbe weiter vorne auch einen einfacheren Weg nach unten, doch er fand diesen Weg so schön, dass er ihn gerne noch mal zurückgehen wollte. Ihr könnt uns glauben: Die Tatsache, dass er uns versicherte, der Bamberg-Weg sei eher einfacher, als das, was hinter uns lag, hat uns irgendwie nicht wirklich überzeugt… Von da an ging es aber deutlich entspannter auf einem angenehm breiten Pfad den Bergrücken entlang bis… nun ja… bis zu einer Stelle, die uns vor ein Dilemma stellte: Eine Rinne die maximal eine Fußlänge breit war, rechts davon der Abgrund, links eine glatte, auch eher steile Wand ohne wirkliche Griff oder Sicherung. Zurück war keine Option, vorwärts ebenfalls nicht sehr erbaulich. Also nahmen wir all unseren Mut zusammen und kämpften uns über die etwa eineinhalb bis zwei Meter. Was ein Adrenalinschub!

Hinterfragtes Gipfelglück

Kurz danach erreichten wir die besagte Kreuzung und wären beinahe nicht mehr auf den Gipfel gestiegen, so zermürbt waren wir. Zum Glück konnten wir uns aufraffen, denn der letzte kleine Anstieg war nicht mehr sonderlich schwierig, die Aussicht von oben und der Stolz, es geschafft zu haben, dagegen absolut unbeschreiblich. Bis Italien und Österreich konnten wir blicken. Hinter Kranjska Gora und den Karawanken lag Villach in der Sonne. Die wichtigsten Gipfel der Julischen Alpen - Triglav, Razor, Škirlatica, Špik, Grintavec, Jalovec und Mangart - waren zu sehen. Wahnsinnig schön! Da die Wolkendecke von Nordosten her aber immer dichter wurde, gönnten wir uns auch hier nur eine kurze Pause und Stärkung, bevor wir uns an den Abstieg machten. Der Plan, den einfacheren Weg zu nehmen, war längst felsenfest zementiert.

Der erste Teil des Rückwegs war zwar noch mal einigermaßen kletterintensiv, jedoch nicht mehr Adrenalin steigernd. Immer mal wieder ging es durch Rinnen, es gab kurze Seilsicherungen und Passagen, die mit Stiften entschärft waren. Generell stellten wir uns mehrere Male die Frage, warum ausgerechnet hier ein Seil angebracht war, wogegen unserer Ansicht nach deutlich gefährlichere Passagen auf dem Hinweg gänzlich ungesichert waren. Trotzdem waren wir dankbar, denn Konzentration und Kondition waren längst nicht mehr so gut, wie noch beim Aufstieg. Der Weg entlang des Südhangs lag dagegen glückskindermäßig herrlich in der Sonne. Aus Fels wurde langsam wieder Wiese und wir legten Jacken, Kletterset und Helm ab. Irgendwann passierten wir die Kreuzung, waren also wieder auf dem Ursprungsweg und erreichten schließlich erschöpft und glücklich die Hütte beim Vršič, die aber leider geschlossen hatte. Dann musste das Belohnungsbierchen eben noch etwas warten.

 

Unser Timing konnte nicht besser sein: Pünktlich zur Ankunft am Camper begann es leicht zu nieseln. Wir fuhren Richtung Tal und legten auf etwa halber Höhe noch einen Zwischenstopp ein, um das „Große Fenster“ und die Prisank-Nordwand

noch mal in all ihrer Pracht (samt fotogener Kuh) abzulichten. Irre, dass wir dort oben waren. Wir folgten den Serpentinen bergab und erreichten den Campingplatz Spik erst nach Schließung der Rezeption. Zum Glück konnten wir den Check-In im daneben gelegenen Hotel durchführen. Wir suchten uns abermals einen Platz mit Blick auf die Berge und genossen unser Abendessen und eine heiße Dusche. Die mentalen Grenzerfahrungen beschäftigten uns noch über den Rest des Tages hinaus. Zwar mögen wir unsere Bergtouren gerne mit einer gehörigen Portion Kletterei und auch der Klettersteig in


Mojstrana war eine wundervolle Erfahrung. Bei akuter Absturzgefahr dagegen ungesichert klettern zu müssen war dagegen weniger unser Plan. Was würde diese Erfahrung wohl für den Aufstieg über den Bamberg-Weg auf den Triglav bedeuten?

 

Das alles und noch viel mehr lest ihr im zweiten Teil unserer Slowenien-Geschichte...

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Irene Pohl (Montag, 16 November 2020 17:46)

    Ihr seid ja echt irre sportlich und vor allem mutig! Ich bewundere euch zwei Glückskinder und freue mich, dass euch das Glück treu geblieben ist, auch wenn es manchmal schon sehr gefährlich war. Aber ihr seid halt noch jung und gut durchtrainiert und wisst genau was ihr euch zutrauen könnt.
    Danke für diesen sehr spannenden Bericht und vor allem die wunderschönen Fotos!
    Da braucht man in Corona-Zeiten gar nicht selber in Urlaub fahren ...