In Teil eins unserer Indonesien-Geschichte berichteten wir von unserem Besuch der Insel Sulawesi. Im zweiten Teil möchten wir euch von unseren Erlebnissen auf Flores und (ein wenig) Bali erzählen. Wir besuchten unter anderem ein abgeschiedenes Bergdorf, sowie die Komodowarane im gleichnamigen Nationalpark. Besonders aufregend fanden wir eine ausgedehnte Rollertour an unserem ansonsten programmfreien Tag, bevor es für knapp zwei Tage zum Entspannen auf die Insel der Götter ging.
Wo waren wir stehengeblieben? Ach ja, gestrandet auf dem Flughafen Makassar in Süd-Sulawesi. Nach einem wilden Ritt mit dem Bus durch die Nacht hatten wir dort die Hiobsbotschaft bekommen, dass unser frühmorgendlicher Flug nach Flores ersatzlos gestrichen worden war... Unser Glückskinder-Bonus lag offenbar noch verschlafen im Bett, wenn auch nicht lange. Nach weiterer Diskussion mit dem Personal und gefühlt ewiger Wartezeit endlich die Erlösung: Vier Stunden später ging ein Flug nach Surabaya auf Java. Von dort hatten wir Anschluss zu unserem Ziel: Labuan Bajo. Glück im Unglück!
Die weitere Warterei war dennoch zermürbend, insbesondere weil wir von der anstrengenden Fahrt völlig übermüdet waren. Zu allem Überfluss hatte der erste der beiden Flüge noch eine saftige Verspätung. Würden wir am Ende jetzt auf Java hängen bleiben? Doch der Glückskinder-Bonus war endlich wieder in Hochform: In Surabaya wurden wir persönlich am Gate abgeholt und zum Anschlussflieger begleitet. Wir bekamen neue, handgeschriebene(!) Bordkarten für den Premium Economy-Bereich... und waren völlig perplex, als wir schließlich als erste Passagiere an Bord durften. Warum? Keine Ahnung. Die übrigen Passagiere stiegen jedenfalls erst nach uns zu.
Endlich auf Flores
Am frühen Nachmittag erreichten wir total gerädert Labuan Bajo. Nach einem - dank neuer Umgehungsstraße - sehr kurzen Transfer waren wir auch flott im etwas außerhalb gelegenen Puri Sari Beach Hotel, unserer wunderschönen Unterkunft mit überaus freundlichem Personal. Kurz aufs Zimmer, umgezogen und ab ins Meer. Aus der erhofften Erfrischung wurde allerdings nichts: Ähnlich wie am Balaton war die Küste hier sehr flach und es herrschte entsprechend Badewannentemperatur. Aus Richtung Hafen strömte zudem verhältnismäßig viel Plastikmüll heran. Letzteres war zum Glück nur am Ankunftstag der Fall.
Nach dem Baden fuhren wir zurück in die Stadt zu einem speziellen - in Ermangelung eines geeigneteren Wortes - Fischrestaurant, dem Wisata Kuliner Kampung Ujung: Eine ganze Straße voll kleiner Stände mit verschiedensten Fischen in diversen Größen, oft ergänzt durch Tintenfisch, Garnelen, manchmal auch Muscheln oder Langusten, daneben jeweils ein Grill und zum Wasser hin mit einer Art Segel überdachte Sitzgelegenheiten. Gezahlt wurde mit einer vorab am Eingang aufgeladenen Wertkarte.
Am Stand der Wahl suchten wir uns den Fisch aus, verhandelten über den Preis und nahmen Platz. Frisch vom Grill kamen die Leckereien samt Reis und Gemüse dann auf den Tisch. Getränke holte man sich nach Belieben einfach selbst gegenüber in einem der zahlreichen Minimärkte. Laut Falko wurde früher noch direkt am Stand bezahlt. Da gab es aber auch noch kein Toilettenhäuschen und keine Überdachungen. Unserer Meinung nach versprühte der Fischmarkt trotzdem noch massiv viel Charme und wir entschieden, hier noch einmal herzukommen. Gemütliche Hafenatmosphäre, leckerer fangfrischer Fisch und kühles Bier: ein Traum! Der perfekte Ausklang für diesen strapaziösen, überlangen Anreisetag.
Ausflug mit Hindernissen
Frisch ausgeruht fuhren wir per modernem Kleinbus nach dem Frühstück die sogenannte Trans-Flores entlang, die einzige Verbindungsstraße von West nach Ost. In engen Serpentinen schlängelte sie sich den Berg hinauf. An mehreren Stellen waren Teile der ohnehin schmalen Fahrbahn durch Erdrutsche in der Regenzeit regelrecht abgebrochen. Nach etwa einer Stunde Fahrtzeit bogen wir ab auf eine... hmm, sagen wir Piste hinab in Richtung des Wasserfalls Cunca Wulang. Ein Jeep oder Truck wäre hier die bessere Option gewesen, da sich die Strecke teilweise im Bau befand. Mehrfach stiegen wir aus und begleiteten das Fahrzeug zu Fuß. Warum die Straße nicht gesperrt war, weiß wohl nur die indonesische Baubehörde. Etwa auf der Hälfte war für den Bus endgültig Schluss: Kleine Berge aus Kieselsteinen versperrten den Weg und wir freuten uns über eine ungeplante Wanderung.
Vorbei an kleinen Häuschen, vor denen immer wieder Kerzennüsse zum Trocknen auslagen. Ein Einheimischer erklärte uns freudig lächelnd die unterschiedlichen Stadien. Anschließend passierten wir das "Plant Paradise", eine Art kleiner, aber liebevoll angelegter Garten mit angeschlossenem Verkaufsstand. Wir kündigten direkt unseren Besuch für dem Rückweg an. Weiter unten, am Rande eines kleinen Dorfs, lag das "Tourist Information Center", wo wir unseren Eintritt für den Canyon (inklusive lokalem Guide) bezahlen mussten. Schon kurios, hier wurde wohl zuerst der Ticketshop und erst danach die Straße dorthin gebaut. Hinter dem Dorf kraxelten wir auf einem Trampelpfad zwischen Cashew- und Jackfruchtbäumen weiter den Hang hinab bis zum Eingang. Von dort ging es über einen angelegten Weg und überraschend neue Hängebrücken bis zum Wasserfall.
Ohrenbetäubender Lärm erwartete uns. Nein, nicht vom Wasserfall selbst. Dieser überdeckte das Geräusch einer mittels Dieselmotor betriebenen Pumpe, die im unteren Becken zum Auspumpen von
Sediment im Einsatz war, nur zum Teil. Im oberen Bereich wurde es erträglicher und wir genossen einen atemberaubenden Blick hinab in die ausgespülten Windungen und Höhlen. Ein Regenbogen spannte
sich über die herabstürzenden Wassermassen dieses mehrstufigen Naturschauspiels. Der perfekte Platz um unsere Lunchbox zu plündern und uns mit Hühnchen, Gemüse, Reis und lecker scharfem Sambal zu stärken. Letzteres darf übrigens bei keinem indonesischen Gericht fehlen.
Indonesischer Zweikampf: Felsenspringen und Bus schieben
Im Anschluss überquerten wir den Fluss und kletterten auf der gegenüberliegenden Seite einen Trampelpfad hinunter zum Becken. Die Arbeiter ließen sich erweichen, zumindest kurzzeitig die Pumpe abzustellen und wir nahmen ein herrlich erfrischendes Bad. Zunächst schwammen wir so nah es ging an den Wasserfall, um uns das Spektakel von unten anzusehen. Anschließend lieferten sich Reiseleiter Falko und Bernd einen kleinen Wettkampf im Klippenspringen. Nach und nach arbeiteten sich beide bis zur höchsten Absprungstelle vor und stürzten sich aus bis zu etwa acht Metern in die Tiefe. Wir müssen neidlos anerkennen, dass der Reiseleiter dank seiner langjährigen Erfahrung ganz klar gewonnen hat. Dummerweise war der Dieselmotor längst wieder am Tuckern, doch seht, beziehungsweise hört selbst...
Nach dem Badespaß verließen wir den - vom Pumpenlärm abgesehen - sehr idyllischen Ort und traten den Aufstieg zurück an. Kaum getrocknet, erwischte uns ein intensiver, tropischer Regenschauer. Während wir nur unsere Schutzhülle über den Rucksack zogen und die lauwarme Dusche eher als Erfrischung sahen, packten andere Reiseteilnehmer schon mal Poncho oder gar Regenschirm aus. Nun ja, jeder wie er meint. Für den Bus, den wir kurze Zeit später erreichten, gab es allerdings ein größeres Problem: in der Zwischenzeit waren im oberen Bereich weitere Kieselhaufen abgeladen worden. Zwar passte der Wagen prinzipiell gerade so vorbei, fuhr sich aber mehrmals im aufgeweichten Bankett fest. Wir versuchten notdürftig mit Palmblättern für mehr Grip zu sorgen, während der Busfahrer Anlauf nahm. Die Tipps der wintererprobten Deutschen (moderat im zweiten, statt Vollgas im ersten Gang) ignorierte er jedoch konsequent. Es kam, wie es kommen musste: Alles Schaufeln und Anschieben half nichts, der Bus kam nicht mehr vom Fleck.
Doch zwei einheimische Rollerfahrer holten Hilfe in Form einer ganzen Gruppe Bauarbeitern, ausgerüstet mit Schaufeln. Mit vereinten Kräften schafften wir es, den Bus zu befreien. Jetzt musste sich nur noch der Stau an LKWs auflösen. Wir liefen in der Zwischenzeit zu Fuß weiter und trafen am fortgeschrittenen Nachmittag endlich wieder beim "Plant Paradise" ein.
Der Besitzer erwartete uns mit leckeren frischen Kokosnüssen und der saftigsten und süßesten Ananas, die wir je gegessen hatten. Ein Traum und die perfekte Stärkung nach diesem Kraftakt. Als uns der Bus schließlich abholte, war es leider viel zu spät für die eigentlich geplanten weiteren Programmpunkte des Tages. Der Besuch einer Höhle mit Fossilien, sowie bei der Aufführung des sogenannten Caci-Tanzes entfielen leider.
Auf dem Rückweg, etwa eine halbe Stunde vor Labuan Bajo beim Örtchen Melo, hielten wir kurz an einem Aussichtspunkt, um die phänomenale Aussicht über das Tal zu genießen. Zudem schafften wir es rechtzeitig zu Sonnenuntergang und anschließendem Barbecue am Strand zurück zum Hotel. Dort gab es neben köstlichem Essen auch einen Live-Auftritt von "Mister Jack". In extravagantem Outfit spielte er auf seiner Sasando, einer röhrenförmigen Zither, allerlei bekannte Melodien. Schade war lediglich, dass er nicht auch ein paar traditionell indonesische Stücke spielte.
Im Open-Air-Truck Richtung Osten
Am nächsten Morgen war ein etwas späterer Start geplant. Wir wollten die Zeit eigentlich für ein frühes Bad im Meer nutzen. Als wir aber durch die liebevoll angelegte Anlage Richtung Strand schlenderten, mussten wir feststellen, dass wir die Rechnung ohne die Gezeiten gemacht hatten. Nach kurzem Überlegen entschieden wir uns kurzerhand für einen kleinen Spaziergang à la Camperduin. Vorbei an auf dem Trockenen liegenden Booten und über Sandbänke hinweg bot sich uns bald ein ganz neuer Anblick auf unser Hotel und die sich dahinter erstreckende Insel. Bevor wir zum Treffpunkt an der Rezeption zurückkehrten, hielten wir noch kurz auf einer Schaukel im Schatten eines Baums inne.
Für die folgenden drei Tage ließen wir unser Hauptgepäck im Puri Sari Beach Hotel zurück. Auf der Ladefläche eines umgebauten Lastwagens tuckerten wir die Trans-Flores Richtung Südosten. Ziel: Das Örtchen Dintor, von wo aus das
Trekking nach Wae Rebo startete. Jenes winzige Bergdorf im Land der Manggarai ist bekannt für den Wiederaufbau der traditionellen Mbaru Niang Häuser. Die Menschen dort leben bis heute sehr abgeschieden auf einem Plateau im Wald umgeben von Bergen. Wir waren mehr als gespannt, was uns erwarten würde.
Die abwechslungsreiche Fahrt führte uns durch eine herrliche Berglandschaft bis über den Pass und vorbei an Reisfeldern und zahlreichen niedlichen Dörfern. Bald verließen wir die Hauptstraße und es wurde gewohnt holprig.
Wir machten einen ersten Zwischenstopp in Lembor, wo wir zunächst ein kleines Café und anschließend den lokalen Markt besuchten. Auf diesem wurden wir schnell zur Attraktion und hatten in kürzester Zeit eine Traube Kinder im Schlepptau, die sich über die Gruppe von "Langnasen" amüsierte. Hier im Landesinneren gab es deutlich weniger Obst und selbstverständlich auch keinen frischen Fisch. Angenehmer Kaffeeduft stieg uns in die Nase.
Unter Wasserbüffeln
Als wir uns der Südküste näherten, änderte sich die Landschaft. Es wurde sehr trocken und nur wenige Bäume trugen noch grüne Blätter. Bei einer unbesetzten Schildkrötenauffangstation am Meer konnten wir uns erneut die Beine vertreten. Wir kraxelten hinab an die von Lavagestein geprägte Küste. Unmengen an abgestorbenen Korallen waren an Land gespült worden. Die schroffe Lava lud zum Klettern ein. In der Ferne erblickten wir den Berg einer kleinen Insel. Irgendwo dort sollte unser Tagesziel liegen. Der kurze Besuch weckte bei allen die Lust auf Meer... Pardon, mehr natürlich.
Gesagt, getan. Nur wenige Kilometer weiter fanden wir einen traumhaft schönen, einsamen Sandstrand. Fix in den Büschen umgezogen und ab in die herrlich erfrischenden Fluten. Wie die Kinder tollten wir eine halbe Stunde lang in den Wellen. Die Badeaufsicht übernahm eine Wasserbüffelkuh mit ihrem Kalb, die beide neugierig den Strand entlang gelaufen kamen. Nach dem Bad brachen wir auf zur letzten Etappe bis zur Lodge in Dintor. Auch einige fiese Schlaglöcher konnten uns jetzt nicht mehr aufhalten. Wir passierten mehrere Brücken, die ganz im Gegensatz zum desolaten Zustand der Straße kurioserweise nagelneu waren. Pünktlich zum Sonnenuntergang erreichten wir die Unterkunft, die in gelbrotes Abendlicht getaucht war. Nach einem kurzen Briefing für den Folgetag und einem köstlichen Essen - es gab unter anderem fangfrischen Barracuda - legten wir uns in unseren einfachen Hütten zur Ruhe.
Besuch in gelebter Vergangenheit
Nach einem zeitigen Frühstück folgte eine kurze Fahrt zum Startpunkt des Trekkings nach Wae Rebo. Zu Fuß erreichten wir anschließend nach einem guten Kilometer auf dem letzten steilen Straßenabschnitt den einzigen Verbindungsweg zum Bergdorf: Ein sich in Serpentinen nach oben schlängelnder Trampelpfad durch den Wald. Über Stock und Stein wanderten wir hinauf bis zum Pass. Zunächst bot sich uns noch ein schöner Blick ins Tal, doch auf Passhöhe hing bereits eine dichte Wolkendecke, als ob sie das Dorf schützen wollte. Immerhin sorgte dieser Umstand für angenehme, leicht frische Temperaturen. Auf der gegenüberliegenden Seite ging es noch ein wenig bergab und wir erspähten nach rund drei Stunden die ersten Spitzen der kegelförmigen Häuser. Wie man auf die Idee kommt, an genau diesem Ort ein Dorf zu errichten, erfuhren wir später: Dem Gründer erschienen seine Ahnen im Traum und beschrieben ihm exakt jene Stelle.
Guide David kündigte uns bei einem Unterstand einige Meter vor Eingang des Dorfs durch Läuten eines Gongs an und bat uns, kurz zu warten. Nach wenigen Minuten kehrte er im traditionellem Gewand zurück, um uns abzuholen und beim Oberhaupt, genauer gesagt bei dessen Stellvertreter, vorzustellen. Erst durch diese Zeremonie und die Entrichtung einer Spende war es uns erlaubt, uns frei im Dorf zu bewegen, insbesondere auch Fotos zu schießen. Gäste, die sich nicht an die vorgeschriebene Prozedur halten, würde Unglück widerfahren und sie würden nur unbrauchbare Bilder auf ihren Kameras vorfinden, hieß es. Nun ja, weniger mystisch betrachtet könnte man auch schlicht von Eintrittsgeld sprechen, aber wir wollen mal nicht so sein. Es folgte ein Mittagessen in einer der geräumigen Gästehütten - Betreten ausschließlich ohne Schuhe erlaubt - die gleichsam unser Schlafgemach darstellte. In einem einzigen großen Raum waren am Rand etwa dreißig bis vierzig Bastmatten inklusive Kissen und Decken kreisförmig ausgebreitet. In der Mitte speisten wir auf dem Boden sitzend an zwei langen "Tafeln", die ebenfalls aus geflochtenen Matten bestanden.
Die Häuser der Dorfbewohner sind etwas anders eingerichtet. Für die fünf bis sechs darin lebenden Familien gibt es je einen kleinen, einzeln abgetrennten Raum. Im Zentrum befindet sich eine Kochstelle mit offenem Feuer, wodurch es im großen, offenen Innenraum ziemlich rauchig ist. Zwei weitere Ebenen darüber sind über Bambusleitern erreichbar - übrigens das gleiche Modell wie bei Rudis Palmen in der Urwaldbrennerei. In der ersten davon werden Lebensmittel und die wenigen Habseligkeiten verwahrt, die oberste dient als Speicher für Samen für Nahrungspflanzen, wie Mais, Reis und Bohnen. Durch den Rauch wird alles konserviert und gleichzeitig Ungeziefer ferngehalten. Gesund erscheint uns das hingegen nicht gerade... Stühle und Tische sucht man, wie schon in der Gästehütte, auch hier vergeblich. Alle Hütten waren halbkreisförmig um eine Art Altar, der nicht betreten werden durfte, im Zentrum des Dorfplatzes angeordnet.
Kommunion und (zu) viele rote Shirts
Am Nachmittag hatten wir die Möglichkeit, das Alltagsleben der Bewohner auf eigene Faust kennenzulernen. Zwei unglückliche Zufälle erschwerten das Vorhaben jedoch ungemein. Zum einen waren relativ wenige Dorfbewohner anwesend, da an diesem Sonntag eine große Kommunionsfeier im Tal stattfand, der viele Bewohner beiwohnten. Zum anderen kam kurz nach uns eine weitere Reisegruppe, bestehend aus etwa einem Dutzend anstrengend gackernden, polnischen Hühn... Pardon, Damen mittleren Alters, in Wae Rebo an. Diese fielen nicht nur durch exzessive, lautstarke Selfie-Orgien in ihrer Einheitskleidung aus roten T-Shirts unangenehm auf, sondern sie "erpressten" die Dorfkinder auch mit Süßigkeiten, Fotos von sich und dem Hühnerhaufen... Entschuldigung, der Frauengruppe machen zu lassen. Respektvoll sieht jedenfalls anders aus. Wir haben dann trotzdem ein paar schöne Bilder ohne die Störenfriede hinbekommen.
Wir setzten uns ein Stück den Berg hinauf in die Wiese und beobachteten das Treiben aus der Ferne, da uns auch unsere Anwesenheit ein wenig befremdlich erschien. Ein weiterer Gast - ein allein reisender, israelischer Backpacker, der mit den Kindern Fußball spielte - war unserer Meinung nach der einzig "legitime" Besucher an diesem abgeschiedenen Ort. Nach einer Weile erkundeten wir die nach Geschlechtern getrennten "Open-Air-Naturduschen" aus Bambusrohren im Wald, die von einem kleinen Bach gespeist wurden und trafen dabei auch auf ein paar Schweine in kleinen Ställen. Rund um das Dorf wurde Kaffee angebaut, den es in einer Souvenir-Ecke im Gästehaus auch zu kaufen gab. Wir bekamen die Gelegenheit, die mühsame Zubereitung zu beobachten: Zunächst röstete eine Frau die Bohnen in einer Pfanne über der Feuerstelle im Haus. Anschließend zerstieß sie den Kaffee vor der Hütte in einem großen Mörser mit einem nahezu mannshohen Stößel. Wir durften uns auch selbst daran versuchen. Ganz schön anstrengend! Der mit diesem Pulver aufgebrühte Kaffee schmeckte dafür aber besonders lecker.
Bunte Ballons und spontanes Konzert
Gegen Abend lockerte sich die Wolkendecke ein wenig auf. Sogar etwas Abendsonne war zwischendurch zu sehen. Falko hatte ein einfaches, verglichen mit den Süßigkeiten der lärmenden Reisegruppe aber wesentlich sinnvolleres Geschenk für die Dorfkinder dabei: Luftballons. Kaum aufgeblasen wurden sie uns förmlich aus den Händen gerissen. Amüsiert beobachteten wir die Kleinen beim freudigen Herumtollen mit den bunten Mitbringseln. Ältere Kids oder gar Jugendliche waren hingegen nicht anwesend. Diese wohnen unter der Woche im Tal und gehen dort zur Schule. Vermutlich waren sie wegen der Feierlichkeiten an diesem Wochenende gar nicht erst nach Hause gekommen.
Das Abendessen war einfach, aber lecker. Es gab Reis, Hühnchen und eine Suppe mit grünem, uns unbekanntem Gemüse, dazu Mais-Chips und frisches Sambal. Letzteres war zwar schärfer, als sonst in Indonesien üblich, aber bei weitem nicht so scharf, wie von Falko vorab angedroht. Vermutlich wurde auch hier bereits für den touristischen Gaumen justiert. Schade eigentlich. Im Nachgang wurde uns gegen eine weitere kleine Spende eine musikalische Vorstellung angeboten. Begleitet von unterschiedlichen Trommeln und einem Gamelan-Gong sangen sieben Männer für uns traditionelle, sich recht ähnlich klingende Lieder über Dorfzusammenhalt, Familie und ihre Ahnen. Die Bedeutung der Texte wurde nach jedem Song oft übereifrig ausschweifend vom Guide der polnischen Truppe erläutert, was teilweise regelrecht anstrengend war. Nach dem Konzert legten wir uns relativ früh zu Bett - trotz der gut gefüllten Hütte ruhiger und erholsamer, als erwartet.
Zurück in die Gegenwart
Am nächsten Morgen schälten wir uns in der Hoffnung auf einen schönen Sonnenaufgang frühzeitig aus unseren Betten. Und tatsächlich: Die Wolken hatten sich komplett verzogen. Noch leicht verschlafen lag das Dorf vor uns, während das Sonnenlicht langsam vom Tal herauf gekrochen kam. Aus einigen Hütten stieg Qualm auf, vermutlich von der Zubereitung des morgendlichen Kaffees an den Feuerstellen. Zurück in der Gästehütte fiel das Sonnenlicht durch die kleinen Fenster und erhellte unser Frühstück. Anschließend packten wir unsere Siebensachen und machten uns auf den Rückweg nach Dintor. Noch während die Spitzen der Dächer Wae Rebos in der Ferne immer kleiner wurden, zogen schon wieder Wolken auf und versteckten das ohnehin schwer auszumachende Dorf erneut unter ihrer Decke. Was blieb waren gemischte Gefühle: Zwar war es durchaus spannend, in diese gelebte Vergangenheit einzutauchen. Doch zweifeln wir den gewünschten Effekt, den die Öffnung des Dorfs gegenüber dem Tourismus erzielen soll - nämlich das Einbringen von Wissen von außen - beim Besuch einer Reisegruppe etwas an. Vielleicht waren wir auch nur zu negativ geprägt von der nervtötenden Gackergruppe.
Bergab ging es deutlich schneller und wir kamen bei herrlichem Sonnenschein und blauem Himmel in der Lodge an, wo auf Wunsch noch geduscht werden konnte, bevor es Mittagessen gab. Danach sattelten wir wieder auf der Ladefläche des Trucks auf und rumpelten zurück Richtung Labuan Bajo. Nicht ohne kurzen Badestopp am selben Strand wie auf dem Hinweg - bei dem Wetter absolute Pflicht. Kurios: Als wir an einer Brücke warten mussten, kam uns ein Kleinbus entgegen, auf dem zwei junge Männer ohne jegliche Sicherung auf dem Dach sitzend, mittels Lautsprecher die Umgebung mit Musik beschallten. Wieso? Keine Ahnung. Auf der holprigen Straße aber sicher nicht ganz ungefährlich.
Während die Hinfahrt dank neuer Landschaften und Erfahrungen noch einigermaßen rasch vorbeizugehen schien, zog sich der Rückweg wie Kaugummi. Belohnt wurden wir an dem uns schon bekannten Aussichtspunkt bei Melo mit einem traumhaften Sonnenuntergang, der die Hügel in der Umgebung in atemberaubendes Licht tauchte. Ebenfalls sehr angenehm war das erneute beziehen unserer Zimmer im Puri Sari Beach Hotel, die uns nach diesen drei anstrengenden Tagen noch mal eine Ecke luxuriöser erschienen. In die Stadt wollten wir an diesem Abend nicht mehr fahren und zogen es vor, im Hotelrestaurant zu essen, bevor wir müde ins Bett fielen. Am nächsten Morgen sollten wir wieder zeitig starten...
Mit dem Boot zu den Drachen
Nach dem Frühstück starteten wir frühzeitig zum Hafen Labuan Bajos, wo unsere Reisegruppe auf zwei Boote aufgeteilt wurde. Diese waren jedoch hoffnungslos zugeparkt. Es war uns schleierhaft, wie die Kapitäne aus dem Hafen rauskommen wollten. Wir hatten die Rechnung jedoch ohne die indonesische Gelassenheit gemacht. Nach keiner halben Stunde Drücken, Schieben und lautstark Diskutieren liefen wir aus in Richtung Rinca, einer Insel im Komodo-Nationalpark. Ziel des Besuchs: die gleichnamigen Warane in freier Wildbahn beobachten zu können.
Die entspannte Überfahrt führte an mehreren kleinen Inseln vorbei und dauerte etwas mehr als zwei Stunden. Manche der einsamen Buchten hätte man dabei gut für einen Piratenunterschlupf halten können.
Bei unserer Ankunft am späten Vormittag war es bereits unglaublich heiß und trocken. Geplant war, die mit vier Kilometern längste der drei möglichen Routen durch den Park zu gehen. Nach einer kurzen Einweisung durch den Ranger (nicht die Wege verlassen, artig hintereinander laufen, etc.) ging es los. Seltsamerweise lungerten bereits am Besucherzentrum zahlreiche der riesigen Echsen - zumeist im Schatten dösend - herum, obwohl sie eigentlich als menschenscheu gelten. Als eines der Tiere einen vermeintlichen Happen Fleisch verspeiste, wurde zumindest unsere Vermutung, nämlich dass die Tiere dort mit Nahrung angelockt werden, nun ja... unterfüttert. Wenige hundert Meter hinter der Station beobachteten wir ein weibliches Tier beim Graben an einem Gelege. Leider sollte es das einzige Tier in freier Wildbahn bleiben, welches wir an diesem Tag zu Gesicht bekamen. Nichtsdestotrotz genossen wir den Rundgang über die Insel.
Wie ein mystischer Schrein war ein mächtiger Baum mit den Überresten der Beutetiere der Komodowarane dekoriert. Wir passierten ein weiteres, allerdings unbewohntes Nest, verließen bald den Wald und erklommen eine wüstenartig anmutende Anhöhe. Vereinzelt standen grüne Palmen und einige wenige, noch nicht vertrocknete Büsche und Sträucher in der ansonsten dürren Landschaft.
Im Hintergrund tauchte das Meer auf und das satte Grün in Strandnähe wirkte wie eine Oase auf uns. Die Aussicht war magisch. Kurze Zeit danach waren wir auch schon wieder am Ausgangspunkt angekommen. Der Ranger meinte noch, es läge wohl an der Uhrzeit, dass wir so wenige Tiere gesehen haben, doch Falko hatte da andere Erfahrungen gemacht. War wohl schlichtweg der falsche Tag. Zurück an Bord gab es erst mal ein kleines Mittagessen, das wir gegen eine Gruppe frecher Affen verteidigen mussten, die an Deck zu kommen versuchte. Jetzt wussten wir, warum die Primaten so zahlreich rund um den Anlegesteg hockten.
Schnorcheln unter erschwerten Bedingungen
Auf der anschließenden Rückfahrt hielten wir auf etwa halber Strecke für einen kurzen Schnorchelgang vor einer kleinen Bucht. Das dortige Riff zeigte eine Vielfalt bunter Korallen, aber dafür relativ wenige Fische. Da zwischen Boot und Riff jedoch eine sehr starke, seitliche Strömung herrschte, wechselten wir nach kurzer Zeit an eine ruhigere Stelle bei einer kleinen Insel gegenüber der Bucht. Dort waren weniger Korallen, dafür wiederum ein paar mehr Fische. Nach dem Schnorchelausflug vor Bunaken waren wir allerdings... sagen wir... ein wenig verwöhnt, was die Unterwasserwelt anging.
Am späten Nachmittag waren wir schließlich zurück im Hotel. Wir ruhten uns ein wenig aus, machten uns dann frisch und ließen uns gemeinsam mit der Gruppe vom Transfer-Service des Hotels zum Tree Top Restaurant in die Stadt bringen. Dort genossen wir im seitlich offenen, obersten Stockwerk nicht nur die Aussicht auf den nächtlichen Hafen, sondern auch leckeren Fisch und Cocktails. Begleitet wurde der Abend von einem indonesischen Covermusik-Duo, das sich mehr in einer Ecke des Raums versteckte, als es an seiner Leistung gemessen eigentlich hätte müssen. Interessant dabei: Während Kneipenmusiker bei uns oft mit dicken Ordnern voll ausgedruckter Texte (oder die moderner Variante mit Tablets) unterwegs sind, scrollten die beiden mangels solcher Möglichkeiten munter auf ihren auf den Beinen abgelegten Smartphones, während sie spielten.
Offroad-Abenteuer mit Motorrollern
Unser letzter vollständiger Tag auf Flores stand zur freien Verfügung. Schon vorab hatte Falko uns gegenüber einen abgelegenen Wasserfall mit Bademöglichkeit erwähnt, der jedoch nur über eine holprige Nebenstraße, die nicht per Bus befahrbar war, zu erreichen sei. Unser Plan: Einfach das Verkehrsmittel nutzen, welches die weiteste Verbreitung in gefühlt ganz Indonesien hatte, nämlich einen Motorroller. Da der Rest der Gruppe an diesem Tag nicht auf den Reiseleiter angewiesen war, zogen wir kurzerhand zu dritt los. Schon das Ausleihen der Mopeds war abenteuerlich: Wir mussten weder Führerschein vorzeigen, noch eine Anzahlung leisten. Nicht mal ein Ausweis oder eine sonstige Legitimation waren von Nöten. Der Roller war in ähnlich fragwürdigem Zustand, wie das gesamte Ausleih-Prozedere, aber die wichtigsten Elemente funktionierten: Gas. Bremse und vor allem die Hupe. Wer braucht schon eine Geschwindigkeitsanzeige?
Nach einem kurzen Tankstopp ging es bei herrlichem Sonnenschein los. Falko vorne weg, wir zu zweit auf einem Gefährt hinterher. Ein sofortiges Gefühl von Freiheit kam in uns auf. An den Linksverkehr hatten wir uns schnell gewöhnt. Auch das gefühlte Chaos war, wie schon auf der Radtour, überhaupt kein Problem dank der Rücksichtnahme und Entspanntheit sämtlicher Verkehrsteilnehmer. Wir brausten den uns bereits bekannten Teil der Trans-Flores entlang den Berg hinauf. Nach einer guten Stunde machten wir ein Kaffeepäuschen in einem der zahllosen Mini-Kioske am Straßenrand, bevor wir auf die berüchtigte Nebenstraße abbogen. Falko war zuletzt vor etwa fünf Jahren dort gewesen, doch der Zustand der Fahrbahn hatte sich seitdem nicht verbessert und schwankte zwischen "gut befahrbar" und "abenteuerlich". Anfangs ging es ordentlich steil bergab. Wir fühlten uns wie beim Skifahren auf einer gefrorenen Buckelpiste. Ohne entsprechende Fahrpraxis unmöglich. Mehrfach wünschten wir ein Geländemotorrad herbei, hatten aber trotzdem einen Heidenspaß, als wir uns über die Offroad-Strecke kämpften.
Hinter dem Wasserfall
Immer wieder passierten wir kleine Dörfer, deren Einwohner uns freundlich grüßten. Auch die Straße wurde abschnittsweise deutlich besser, so dass wir schneller vorankamen. Nach einer weiteren Stunde kamen wir an ein Schild, dass den Weg zum Wasserfall Cunca Rami wies. Wenige hundert Meter danach ging es nur noch zu Fuß weiter. Also stellten wir unsere Roller ab und marschierten los. Nach zehn Minuten passierten wir ein Wehr, hinter dem wir den Fluss überquerten, der glücklicherweise kaum Wasser führte. Weitere zehn Minuten später plötzlich ein vielversprechender Wegweiser zum Ticketshop und Eingangstor: Weit konnte es nicht mehr sein. Und tatsächlich: Mitten im Nirgendwo tauchte ein Häuschen und dahinter der Eingang auf, wo wir als einzige Besucher weit und breit unseren Obolus entrichteten. Irgendwie skurril. Es gab sogar Softdrinks in Dosen zu kaufen.
Wir fühlten uns wie in unserem eigenen Naturfreibad. Der Wasserfall bot eine beeindruckende Kulisse. Das große Becken mit seinem grünlich schimmernden, erfrischend kühlem Nass lud geradezu zum Schwimmen ein. In einer kleinen Grotte hinter einem Vorhang aus heruntertropfendem Wasser genossen wir unsere vorher im Becken gekühlten Getränke. Auch eine Dusche auf einem felsigen Vorsprung daneben durfte nicht fehlen. Nach etwa einer Stunde Badespaß ließen wir uns von der Sonne trocknen und traten, wenn auch etwas wehmütig, den Rückweg Richtung Roller an.
Offroad-Trip
Unsere motorisierten Pferde... hmmm, ok... Ponys standen zum Glück noch an Ort und Stelle auf dem Feldweg. Falko schlug noch eine "Recherche-Fahrt" vor: Weiter südlich sollte es einen großen Kratersee geben. Er wusste allerdings weder die genaue Entfernung, noch die Beschaffenheit der Straße (sprich: Wie lange wir letztlich brauchen würden). Wir wollten jedoch vermeiden, in die Dunkelheit zu kommen, also allerspätestens gegen 18:00 Uhr zurück am Hotel sein.
Mehrfaches Nachfragen bei Passanten (mit sehr unterschiedlichen Ergebnissen) und eigener Schätzung per Karten-App auf dem Smartphone nach sollten wir es schaffen. Und tatsächlich: Eine knappe Stunde später sahen wir den Danau Sano Nggoang in schönstem Türkis leuchtend vor uns liegen. Der Umweg hatte sich auf jeden Fall gelohnt. Falko überlegte schon, ob und wie er einen Ausflug zum Wasserfall und See ins Programm integrieren könnte.
Dann wurde es aber wirklich Zeit für die Rückfahrt. Am Horizont sah es zu allem Überfluss auch noch nach Regen aus. Würden wir uns am Ende bei Regen die anspruchsvolle Strecke den Berg hoch kämpfen müssen? So schnell es die Strecke zuließ, brausten wir zurück. Eine Einladung zum Kaffee bei einer kleinen Dorffeier am Wegesrand, bei der ein Keyboard spielender Alleinunterhalter auftrat, mussten wir leider ausschlagen. Wäre sicherlich amüsant gewesen. Wir prügelten stattdessen die Roller über die steinige Buckelpiste und durch die eine oder andere Furt auf dem Weg zurück und erreichten in Rekordzeit die Trans-Flores - und damit wieder angenehm glatten Asphalt unter den Rädern. Erstaunlich, was so ein Roller aushält. Lediglich die Verkleidung mussten wir an einer Stelle wieder zusammenstecken.
Route 66 von Flores
Auf dem weiteren Weg schoss Falko davon. Kunststück, hatte er doch nur die Hälfte an Gewicht mit den paar PS zu transportieren. Egal dachten wir, den Weg kannten wir ja unterdessen. Lediglich die Strecke durch Labuan Bajo war uns wegen der Einbahnstraßenführung unklar. Wir gingen allerdings davon aus, dass Falko am Aussichtspunkt Melo oder spätestens kurz vor der Stadt auf uns warten würde. Einstweilen genossen wir die Rückfahrt in der späten Nachmittagssonne. Die Straße war noch leicht feucht und es roch nach Regen. Später sollten wir erfahren, dass es nachmittags eine Stunde lang heftig gegossen hatte. Der Glückskinder-Bonus hatte erneut zugeschlagen. Wir fühlten uns jedenfalls wie auf einem Roadtrip. Sowohl am Aussichtspunkt, als auch am Ortseingang war kein Falko in Sicht. Wir taten es kurzerhand den einheimischen Rollerfahrern gleich: Einfach am äußersten linken Rand das kurze Stück entgegen der Einbahnstraße entlang und nicht weiter drüber nachdenken. Klappte prima.
Am Hotel angekommen gab es immer noch keine Spur von Falko. Später stellte sich heraus, dass er nur kurz nach einer Telefonnummer fragen wollte, dabei aber direkt von den gastfreundlichen Indonesiern auf einen Kaffee "verhaftet" wurde, und er uns deshalb knapp verpasst hatte. Gemeinsam mit den anderen Gruppenmitgliedern genossen wir einen traumhaften Sonnenuntergang am Strand. Später galt es noch, die Roller abzugeben, was nicht weniger kurios war, als das Ausleihen. Bei der Abgabe war lediglich die Frau des Verleihers anwesend. Nachdem wir mitteilten, dass wir die Gefährte abgeben wollten, alles ok sei und Helme und Schlüssel auf den Tresen legten, folgte eine längere Pause, in der wir uns gegenseitig ansahen. Erst auf Nachfrage unsererseits kassierte die Dame schließlich die Leihgebühr. Vermutlich hätten wir auch einfach so gehen können. Im Anschluss fuhren wir alle noch mal zur "Fischstraße" zum Essen. Danach fand unser letzter Abend auf Flores bei einem Bierchen am Hotelpool schließlich seinen Ausklang.
Kurzbesuch bei den Göttern
Früh am nächsten Morgen brachen wir Richtung Flughafen auf, um nach Bali zu fliegen. Die sogenannte "Insel der Götter" stellte die letzte Etappe der Reise dar. Beim Flug über die Insel Lombok konnten wir den Rinjani sehen, was wohlige Gedanken in uns weckte. Auf just diesem Vulkan schoss zwei Jahre zuvor ein sympathischer Franzose das Titelbild unserer Webseite. Er war fest in dem Glauben, wir wären ein Paar, was zu diesem Zeitpunkt der Reise jedoch definitiv noch nicht der Fall war. Tja, bei den einen war es Amor mit dem Pfeil, bei uns Mathieu mit seinem Smartphone. Kurz danach war auch die kleine Insel Gili Gede, wo wir damals vier wundervolle Tage verbracht hatten, deutlich zu erkennen und wir schwelgten bis zur Landung weiter in Erinnerungen. Vom Flughafen in Denpasar erfolgte anschließend ein kurzer Transfer nach Sanur. Der Ort war zwar ebenfalls sehr touristisch angehaucht, aber bei weitem ruhiger und gemütlicher, als das "quirlige" Kuta, in dem die damalige Reise endete.
Nach einer kurzen Ruhepause im Hotel Segara Agung, machten wir uns auf zu einer kleinen Entdeckungstour. Zahlreiche Restaurants und Bars säumten den Weg am Strand entlang. In einem davon machten wir halt, um uns eine frische Kokosnuss zu gönnen, bevor wir dem Strand weiter Richtung Süden folgten. Immer wieder wurden uns Massagen angeboten oder wir sollten unbedingt in den kleinen Verkaufsständen stöbern. Wie gesagt, alles sehr touristisch geprägt... Im Genius Café genossen wir einen unglaublich leckeren Schoko-Shake mit einer Haube aus Kokosmilch-Sahne. Solltet ihr die Gelegenheit haben, können wir den nur wärmstens empfehlen. Nachdem wir genug vom Strand hatten, schlenderten wir durch kleine Sträßchen wieder zum Hotel. Wir machten uns frisch und kehrten für ein gemütliches Abendessen zurück an den Strand.
Strandspaziergang mit Tempelbesuch
Der letzte Tag vor der Abreise stand noch mal zur freien Verfügung. Während die Bali-Neulinge aus unserer Gruppe zu einem nahegelegenen großen Tempel fuhren, liehen sich andere ein paar Fahrräder aus. Wir entschieden uns dagegen für einen ausgiebigen Strandspaziergang Richtung Norden, wo ebenfalls ein kleiner Tempel liegen sollte. Unsere Sarongs - für einen Tempelbesuch unerlässliche, traditionelle Wickelröcke - von unserer ersten Indonesienreise hatten wir vorsorglich eingepackt. Da der Sand recht heiß und locker war, spazierten wir lieber die oberhalb liegende Promenade entlang. Camperduin-Feeling kam so zwar nicht auf, dafür konnten wir die kleinen Bars und Verkaufsstände besser inspizieren. Bei einer davon, der Sand Beach Bar, genehmigten wir uns eine kleine Pause auf gemütlichen Sitzsäcken und tranken wieder leckere, frische Kokosnüsse. Wir beobachteten die Leute, die in der nicht mal hüfthohen Lagune dümpelten, ähnlich wie die Wasserbüffel auf dem Weg nach Wae Rebo. Wer gerne schwimmt, ist in Sanur eher nicht so gut aufgehoben.
Was uns von der vorhergehenden Reise von Gili Gede noch dunkel in Erinnerung geblieben war, galt offenbar auch auf Bali: selbst hochpreisigen Hotels ist es nicht erlaubt, den zugehörigen Strandabschnitt als privat zu deklarieren und abzusperren. Während in anderen Ländern immer mal wieder ein Umweg über die Straße ansteht, führte hier die Promenade zum Teil schnurstracks durch die Hotelanlagen hindurch. Die hippen Bars und Cafés wechselten sich ab mit Marktständen und landestypischen Garküchen mit lediglich ein paar Plastikstühlen. Ein Restaurant war mit einer riesigen, knallbunten Languste geschmückt, zwischen deren Beinen sich eine Echse tummelte. Am kuriosesten fanden wir jedoch einen haushohen Glasbau in Form eines blauen Diamanten. Kitschiger kann man wohl nicht heiraten. Bald passierten wir einen kleinen Markt und trafen auf die Radfahrgruppe. Diese kam gerade von unserem Tagesziel, dem Pura Campuhan Windhu Segara an der Mündung des Ayung Flusses. Der Besuch des Hindutempels sei durchaus zu empfehlen, wurde uns bestätigt.
Die Warnung, dass der Abschnitt nach der Promenade in der prallen Sonne liegen und daher ziemlich schweißtreibend sein könnte, ignorierten wir dagegen gekonnt. So etwas kann uns nicht schocken. Noch flott an einem Stand ein paar Getränke gekauft und ab in den hier festen und schwarzen Sand. Bis auf ein anlegendes Fischerboot war der Strand hier menschenleer. Zum einen vermutlich wegen starker Strömung, zum anderen sicher auch, weil bei Flut offensichtlich wenig bis gar kein Strand mehr übrig sein dürfte. Der Tempel lag direkt oberhalb des Meeres. Wir banden uns die Sarongs um und betraten den heiligen Ort. Wie schon auf unserer ersten Indonesienreise gelernt, stellten wir uns grundsätzlich nur hinter die betenden Gläubigen, während wir dem Treiben folgten und dem Gesang lauschten. Der Tempel war aufwändig geschmückt und mit für uns überraschend vielen, farbenprächtigen Figuren ausgestattet. Wieder kamen zahlreiche Erinnerungen in uns hoch, hatten wir doch auf Bali damals viel über die Kultur und den Glauben hier gelernt. Wir sogen noch etwas die Atmosphäre auf und machten uns anschließend wieder auf den Rückweg über den Strand.
Essen auf Räd... auf dem Kopf
Zurück an der Promenade verspürten wir ein leichtes Hungergefühl. Wir kauften kurzerhand an einem Marktstand ein kunstvoll gefaltetes Bananenblatt, ohne zu wissen, worum es sich überhaupt handelte. In Erinnerung an den Kochkurs auf Sulawesi vermuteten wir irgendetwas mit Reis, fanden stattdessen aber grüne, mit süßem Honig gefüllte Teigbällchen, die mit Kokosstreuseln verziert waren darin vor. Sehr lecker, aber eigentlich eher was für den Nachtisch. Unsere Probierlaune war angestachelt und wir machten uns auf die Suche nach etwas herzhaftem. Eine ältere Frau transportierte einen Korb auf dem Kopf und hielt immer wieder bei einheimischen Strandbesuchern, um ihre Speisen darzubieten. Wir erspähten so etwas wie Frühlingsrollen und entschlossen uns, eine Tüte zu probieren. Die mit Gemüse gefüllten Rollen wurden samt kleinen Chilischoten mit einer Schere zerteilt und mit Erdnusssauce garniert. Feurig scharf und ebenfalls sehr lecker. Dazu gab es noch eine süße, reife Passionsfrucht vom vorherigen Marktstand. Wir setzten uns zwischen die Einheimischen in den Schatten und genossen unser mobiles Mittagessen.
Anschließend machten wir uns gemütlich auf den Rückweg, nicht ohne noch mal auf den Sitzsäcken der Sand Beach Bar zu pausieren. Wir hatten schon gehofft, das offizielle Abschiedsessen am Abend würde vielleicht in jener Bar stattfinden. In diesem Fall wären wir wohl direkt liegen geblieben, doch Falko beorderte uns leider zurück zum Hotel. Er hatte woanders einen Tisch reserviert und und versprach zudem noch eine Überraschung.
Am Abend liefen wir also alle gemeinsam zum Laghawa Restaurant und bemerkten sofort die Bühne, sowie die auf eine balinesische Tanzvorführung hinweisenden Werbeschilder. Die Reiseteilnehmer der Bali/Lombok-Reise erinnerten sich sofort ans beeindruckende Ramayana Ballet von Ubud und erwarteten gespannt die Aufführung. Was jedoch folgte, war an Peinlichkeit leider kaum zu überbieten. Selbst Falko, der diese Show ebenfalls noch nicht kannte, hatte sichtlich Schwierigkeiten, die Fassung zu bewahren. Wir hätten noch darüber hinwegsehen können, dass Kostüme und Fähigkeiten der Beteiligten nicht mit denen der professionellen Künstler Ubuds mithalten können. Doch teils an Zirkusclowns erinnernde Masken und vehemente Aufforderungen ans Publikum zum Mittanzen war etwas, was unserer Meinung nach diese Tradition mit Füßen trat. Bitter! Wir ertränkten diesen Anblick anschließend schnell in einem Cocktail am Meer. Statt von der unsäglichen Kopie zeigen wir euch lieber ein paar Bilder des Originals aus Ubud aus dem Jahr 2017.
Fotos mit freundlicher Genehmigung von I. Lindner
Abschied aus Indonesien
Den Vormittag des Abreisetags nutzten wir erneut zu zweit für eine letzte Runde am Strand. Wir tauschten unser übriges Bargeld gegen ein paar Souvenirs und genehmigten uns einen weiteren leckeren Shake im Genius Café. Per Zufall landeten wir im Retro Restaurant mit fantastischer Aussicht auf den Strand. Das Essen war ebenfalls ein Traum und wir beschlossen, dieses Restaurant Falko für seine zukünftigen Abschiedsabende ans Herz zu legen. Auf dem anschließenden Rückweg machten die Wolken am Horizont sogar kurz die Sicht auf die Vulkane Batur und Agung frei, als ob sich die beiden ebenfalls von uns verabschieden wollten. Wehmütig sagten wir auch Falko auf Wiedersehen, bevor am Nachmittag der Bustransfer zum Flughafen erfolgte, wo wir zusammen mit Beate und Sabine in alter Tradition ein letztes Bintang schlürften, bevor es über Singapur zurück ins neblig kalte Frankfurt ging.
Unsere Meinung
Ein Fazit zu dieser Reise fällt uns auch einige Wochen danach, wo diese Zeilen hier entstehen, richtig schwer. Zum einen haben wir dank Falko wieder unfassbar viel gesehen und erlebt. Nicht umsonst entstanden daraus letztlich zwei ausführliche Berichte. Zum anderen handelte es sich um eine Pilotreise, bei der erwartungsgemäß nicht alles so rund laufen kann, wie auf der mittlerweile gut eingespielten Bali/Lombok-Reise, an der wir 2017 teilnahmen und mit der Falko die Messlatte entsprechend hoch gelegt hatte. Mehr zu besagter Reise erfahrt ihr in unserem Film "Terima Kasih - Eine lebensverändernde Reise" hier im Blog.
Die zahlreichen unterschiedlichen und intensiven Eindrücke haben wir uns letztlich durch teils kräftezehrende Transfers erkauft, bei denen zudem unglücklicherweise mehrfach etwas schief ging (Stichwort: Flugverspätungen und der eine Totalausfall). Dank der gemäßigten Schwierigkeitsangabe war uns von Vornherein bewusst, dass das Aktivitätslevel insgesamt eher gering ausfallen würde. Trotzdem haben wir eine Wanderung durchs herrliche Toraja-Hochland schmerzlich vermisst und hätten liebend gerne einen Tag Busfahrt oder den einzelnen Tag auf Bali dafür „geopfert“. Letzterer bringt in unseren Augen ohnehin eher wenig: Bali-Neulinge bekommen ein touristisch verzerrtes Bild der Insel, Wiederholungstäter lediglich ein paar wohlige Erinnerungen ins Gedächtnis gerufen. Auch der Kurzbesuch des Bergdorfs Wae Rebo wog unserer Meinung nach die zwei Tage auf holpriger Straße nur bedingt auf. Eine Reise mit derart vielen Transfers und Inlandsflügen kommt für uns zumindest nicht mehr in Frage.
Das mag jetzt alles negativer klingen, als wir es in Wirklichkeit empfinden. Alleine der Teil in Nordsulawesi war für sich genommen schon der Hammer. Schnorcheln vor Bunaken, Schwefelquellen, Vulkanwanderung, per Rad die Caldera erkunden, Rafting, Kultur und der Besuch im Naturreservat. Irre, abwechslungsreich und perfekt arrangiert. Szenenwechsel nach Toraja. Dieselbe Insel? Ja, aber eine gänzlich andere Kultur. Beeindruckende Häuser und intensive Eindrücke auf der Begräbniszeremonie, Steingräber und Radfahren durch eine wunderschöne Landschaft. Als nächstes das sonnenverwöhnte Flores. Vom luxuriösen Resort aus den westlichen Teil der Insel erkunden, samt Besuchen in der menschlichen, sowie tierischen Vergangenheit. Bonus und unser Highlight: Der Roadtrip per Motorroller am eigentlich freien Tag. Und überall und immer wieder: diese wundervollen, freundlichen und positiven Menschen. Indonesien wird für uns immer ein ganz besonderes Land bleiben.
Reisedetails
Reisetitel
Gebucht bei
Reiseleiter
Dauer
Reisetermin
Schwierigkeitsgrad
Nebenkosten
pro Person
Zahlungsmittel
Mobilfunk
Einreise
Besonderheiten
Falko Flämig
22 Tage inkl. An- und Abreise
20. Oktober bis 10. November 2019
Die Angabe "2 von 5 Sternen" finden wir nur gerechtfertigt, wenn man die Transfers mit einer 2,5 in die Berechnung einbezieht. Die Aktivitäten an sich würden wir eher mit 1,5 bewerten. Gemütliche Radtouren und leichte Wanderungen, das absolut anfängertaugliche Rafting kann im Zweifel ausgelassen werden.
Zusätzliche Verpflegung/Souvenirs, etc.:
250€ (Sparsam) - 400€ (Genießer)
Etwas Bargeld in lokaler Währung (Indonesische Rupiah) sollte man immer dabei haben; in größeren Hotels/Restaurant wird oft auch Kreditkarte akzeptiert; Abhebung am Automaten regelmäßig möglich, wenn auch in unpraktisch großer Stückelung (nur 50.000er und/oder 100.000er Scheine)
Lokale SIM-Karte (bspw. 15GB für umgerechnet etwa 12€) empfohlen; WLAN in Hotels vorhanden, aber selten gut; Mobilfunk-Empfang ortsabhängig, aber in der Regel gut
Reisepass, kein Visum notwendig (bei weniger als 30 Tagen Aufenthalt); keine speziellen Impfungen nötig, im Zweifel empfehlen wir einen Blick auf die Seite vom Auswärtigen Amt
In Wae Rebo Übernachtung in Gemeinschaftshütte, ansonsten für Indonesien oft überdurchschnittlich gute Unterkünfte; langer, kräftezehrender Bustransfer von/nach Toraja, sowie von/nach Dintor/Wae Rebo; drei Inlandsflüge in drei Wochen
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